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Stadtmuseum Ingolstadt
Sehrohr - Fernrohr

Sehrohr

Cysat bemerkt in seiner Kometenschrift 1619, daß der Gebrauch eines Fernrohres den alten Astronomen vertraut gewesen sei und verweist auf ein Buch der Klosterbibliothek Scheyern, "welches vor 400 Jahren geschrieben worden ist. In diesem Buch ist unter anderen Abbildungen auch ein Astronom zu sehen, der durch ein Fernrohr, welches gen Himmel gerichtet ist, die Sterne betrachtet."
Es handelt sich um die »Historica scholastica«, welche vor 1241 entstanden ist.
Neben einer Frauengestalt, der Astronomia, betrachtet ein Mann durch ein vierfach ausziehbares Sehrohr einen Stern.
"Durch die Möglichkeit des Ausziehens des Sehrohres war man in der Lage, die für die Helligkeit eines bestimmten Sternes günstigste Länge durch hin- und herschieben zu ermitteln."

Goercke, Ernst. Anläßlich des Besuches im Kloster Scheyern durch den Stammtisch des Historischen Vereins Ingolstadt am 23.10.1988.


Die früheste Abbildung eines astronomischen Fernrohres, 1614

"Das Fernrohr wurde etwa im Jahre 1608 in der Stadt Middelburg in den Niederlanden erfunden; die Kunde von dieser Erfindung breitete sich sehr schnell über Frankreich, Deutschland und Italien aus.
Galilei baute als erster ein derartiges Fernrohr nach und richtete es ebenfalls als erster zum Himmel und machte damit eine große Anzahl wichtiger Entdeckungen.

Die erste Beschreibung dieser sogenannten "holländischen Fernrohre" wurde von Simon Marius (1573-1624) im Jahre 1612 verfaßt. Er war Hofastronom im nahen Ansbach.
Im Jahre 1614 entstand unter Scheiners Anleitung die Dissertationsschrift "Disquisitiones mathematicae" seines Schülers Georg Locher, und in dieser Schrift wurde erstmals das von Scheiner 1613 gebaute "astronomische Fernrohr" abgebildet. Er hatte es nach den theoretischen Angaben in Keplers "Dioptrik" als erster hergestellt.

Im 44. Kapitel der Dissertation wird es vor dem Hintergrund eines Sternenhimmels dargestellt, der die damals sichtbaren Phasen des Saturn zeigt. ...
Die Abbildung des Fernrohres läßt sich wie folgt beschreiben:
Das Rohr besteht aus unterschiedlich dicken Abschnitten, die durch Muffen zusammengehalten werden.
Vorn an der Objektivseite befindet sich eine Art Taukappe, um Seitenlicht auszuschalten.
Das in der Nähe der unteren Muffe befindliche Okular scheint sehr klein zu sein.
Der Fernrohrtubus ist auf ein Stativ montiert, welches in einem gabelförmigen Zapfen ausläuft und damit eine primitive "azimutale" Montierung darstellt.
Galilei kannte ein derartiges Stativ noch nicht, und Simon Marius hielt sein Fernrohr noch in der freien Hand, was aus einem Bild der Entgegnung des Marius auf die "Disquisitiones" hervorgeht."

Goercke, Ernst. Die Jesuiten in Ingolstadt, 1991, S. 150.


Galileo Galilei, Linsen

"Die optischen Instrumente, mit denen Galileo Galilei (1546 bis 1642) die Jupitermonde entdeckte, sind von hoher Qualität. Dies ermittelten florentinische Wissenschaftler, die zwei als authentisch angesehene Teleskope und eine Einzellinse aus der Sammlung des alten Adelsgeschlechts der Medici untersuchten.
Der von Galilei selbst entwickelte Fernrohrtyp besteht aus zwei Linsen, einer als Objektiv dienenden Sammellinse und einem zerstreuenden Okular.
Die Untersuchung mit optischen Präzisionsmeßgeräten ergab, daß das Auflösungsvermögen der Einzellinse praktisch nur durch die Beugung begrenzt wird.
Überrascht waren die Forscher, als sie bei einer der Objektivlinsen und einem Okular perfekt plangeschliffene Oberflächen entdeckten."

Zitiert nach: bs in SZ. 27.08.1992. Nature, Bd. 358, S. 101, 1992

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