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Doris Wittmann:
Pater Jakob Rem SJ (1546-1618)

 
Der Jesuit Pater Jakob Rem, der von späteren Mitbrüdern seines Ordens mit den Attributen "Apostel der Jugend" und "Künder der Dreimal Wunderbaren Mutter" geehrt wurde, wirkte 32 Jahre in Ingolstadt. Heuer kann die Diözese und die Münsterpfarrei ein besonderes Jubiläum begehen, da sich am 6. April zum 400. Mal der Tag der Vision Pater Jakob Rems von der Dreimal Wunderbaren Mutter (Mater ter admirabilis) jährt.
Die Münsterpfarrei hütet seit 1881 die kostbare Kopie des Gnadenbildes von Santa Maria Maggiore in Rom, die im Leben Jakob Rems eine tragende Rolle gespielt hatte. Die Diözese Eichstätt ist der Dreimal Wunderbaren Mutter seit 1942 geweiht.

Wer war der begnadete Diener Gottes, Jakob Rem, dessen Seligsprechungsprozess seit 1932 eingeleitet ist ?

Geboren 1546 in Bregenz als Sohn einer Gastwirtsfamilie, in der die Marienfrömmigkeit ganz selbstverständlich - entgegen dem Zeitgeist - gepflegt wurde, seit 1556 in Kißlegg im Allgäu ansässig, besuchte er vermutlich die Lateinschule in Dillingen, ehe er 1564 die Hochschullaufbahn dort begann.
Zwei Jahre später bat er als Bakkalar der Philosophie um Aufnahme in die Gesellschaft Jesu, die ihm ohne Zögern gewährt wurde. Wegen seiner Begabung schickte man den jungen Studenten sogleich nach Rom, wo er ein Jahr später, 1567, an das Collegium Romanum übersiedelte, die Ausbildungsstätte der Jesuiten, die ganz im Sinne der Bestrebungen des Konzils von Trient, das eine Neuordnung der katholischen Kirche nach den Wirren der Reformation anstrebte, errichtet worden war.
In diesem Hause kam Rem zum ersten Mal in Berührung mit der Marianischen Kongregation, die der Belgier Johannes Leunis dort 1567 ins Leben gerufen hatte. Beeindruckt von den positiven Wirkungen dieser frommen Gemeinschaft, die sich nach dem Vorbild Mariens durch Hingabe bei der Erfüllung der Pflichten des Alltags, Liebe und Geduld im Umgang mit dem Nächsten sowie ein tiefes Gebetsleben auszeichnete, beschloss Rem, nach seiner Rückkehr ebenfalls eine Marianische Kongregation zu gründen.
1568 setzte er seine Studien in Dillingen fort und lebte dort mit dem auch für Ingolstadt bedeutenden Heiligen, Petrus Canisius, unter einem Dach. In Augsburg 1573 zum Priester geweiht, wurde er als Subregens am Dillinger Jesuitenkonvikt eingesetzt. Dort hatte er seit dem Erwerb des Magistergrades 1569 schon als Präfekt Erfahrung in der Erziehung der Jugend gesammelt. In gleicher Funktion berief ihn der Provinzial 1585 an das Michaelskolleg in München, ein Jahr später nach Ingolstadt.
An der damaligen bayerischen Landesuniversität, sollten ihn die Internationalität und Abkunft der Zöglinge - Laien und Ordensleute-, somit auch die Mentalitäts- und Charakterunterschiede, vor besondere Herausforderungen stellen. Fünf Jahre lang versah er in Personalunion auch noch das Amt eines Leiters des Konvikts für Ordensleute, bis schließlich die Anzahl der Zöglinge dort so gestiegen war, dass ein eigener Leiter bestellt wurde, während Rem weiterhin die Aufgabe eines Präfekten dort versah. Die Förderung guter Anlagen der ihm anvertrauten jungen Menschen war ihm ein Hauptanliegen. Mit Gebet und Geduld ging er daran, schlechte Eigenschaften seiner Zöglinge auszumerzen.. Damit andere Konviktbewohner nicht durch schlechte Beispiele der Versuchung zur Sünde erlagen, konnte Rem auch streng sein und bei Aussichtslosigkeit auf Besserung einen "Tunichtgut" aus dem Konvikt entfernen lassen.

Foto: Kurt Scheuerer

Schon in Rom hatte Rem eine besondere Beziehung zur Kopie des Marienbildes von Santa Maria Maggiore im Collegium Romanum. Vor diesem Bild traf man ihn oft in Andacht versunken. Umso mehr Freude empfand er, als er eine weitere Kopie auch in Ingolstadt vorfand, die er mit Erlaubnis seiner Oberen in einem Gang nahe des Schlafsaals und Studierzimmers seiner Zöglinge anbringen ließ. Bald folgten die Studenten seinem Beispiel und verrichteten ihre Gebete vor dem Bild, so dass es schließlich in einen Saal transferiert werden musste, der 1594 durch Stiftung eines Altars in eine Kapelle umgewandelt wurde.
Rem rief 1595 das Colloquium Marianum ins Leben, dem er eigene Regeln gab. Die Mitglieder sollten in einer noch innigeren Marienverehrung geschult werden, Christus mit reinem Herzen dienen, schwere Sünden meiden, auch in der Praxis apostolisch wirken. Der regelmäßige Empfang der Sakramente als Gnadenmittel war Voraussetzung. Wachstum und Fortbildung im Glauben ermöglichten die regelmäßigen Ansprachen, Betrachtungen und Vorträge zu geistlichen Themen.

Pater Jakob Rem dachte oft darüber nach, welcher Titel aus der Lauretanischen Litanei der Gottesmutter am besten gefallen würde. Am 5. April 1604 wurde ihm im persönlichen Gebet die Erkenntnis geschenkt, dass es die Anrufung "Wunderbare Mutter" sei. Dies bestätigte sich am folgenden Tag, als der Vorsänger in der Kapelle diese Litanei vortrug und Pater Rem für kurze Zeit bei eben dem Titel über dem Boden schwebte (Bild in der Gnadenkapelle des Liebfrauenmünsters!). Er ließ daraufhin die Anrufung noch ein zweites und drittes Mal wiederholen. Seit dieser Zeit blieb dem Marienbild der Titel "Dreimal wunderbare Mutter."
Im nämlichen Jahr schwemmte die Donau ein altes romanisches Kreuz an (ebenfalls in der genannten Gnadenkapelle), das von Pater Jakob Rem auch in besonderer Weise verehrt wurde.

Noch viele Jahre erwarb er sich in seiner stillen, bescheidenen Art große Verdienste um die Reform zahlreicher Klöster, deren Vorsteher er als Erzieher seelsorgerlich begleitet hatte, aber auch um die Erneuerung des Glaubenslebens in der Bevölkerung durch die Formung von Laien, die im Gemeinwesen führende Positionen bekleideten.

Foto: Kurt Scheuerer

Am 12. Oktober 1618 starb er. Seine Gebeine ruhen heute in der sog. Memoria, einem Schrein mit seinem Bild in der Gnadenkapelle des Münsters, ganz nahe bei "seiner" Dreimal Wunderbaren Mutter, der er zeitlebens gedient hatte. In der Orientierungslosigkeit unserer Zeit, in der sich viele Lebensmodelle anbieten, die nicht zum Heil führen, ist sein Vorbild sicher aktueller denn je.

Doris Wittmann, 2004


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