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06.10.2022

Ergebnisse der Massenverkehrsmittelstudie

Potenzial für Straßenbahn oder höherwertiges Bussystem 

Seit einigen Jahren werden in Ingolstadt verschiedene Vorschläge zur Einführung eines sog. Massenverkehrsmittels diskutiert. Die Bandbreite reicht von U-Bahn, Straßenbahn und Seilbahn bis hin zu Konzepten für ein sog. höherwertiges Bussystem, das teils auf eigener Trasse geführt werden soll. Der Stadtrat hat im Dezember 2019 daher die Beauftragung einer Studie über die Realisierungschancen solcher Massenverkehrsmittel beschlossen. Beauftragt wurde mit der Bernard Gruppe ein international renommiertes Beraterbüro, das nun erste Ergebnisse vorlegt.

Kernaussage der Gutachter: Die beiden Alternativen Straßenbahn und höherwertiges Bussystem auf teils eigenen Trassen sollten im nächsten Schritt im Detail geprüft werden.

Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf: „Ein gutes Angebot im ÖPNV ist mir ein wichtiges Anliegen. Bereits in den zurückliegenden Monaten konnten wir mit Taktverdichtungen auf wichtigen Routen und bei den Nachtlinien die Attraktivität deutlich steigern. Der Ausbau des ÖPNV muss jedoch weitergehen, die Studie ist hierzu ein wichtiger Schritt. Das Ergebnis gilt es nun konkret zu untersuchen, ob uns ein ergänzendes neues Massenverkehrsmittel unserem Ziel näherbringen könnte“.

Im Oktober-Sitzungslauf werden dem Stadtrat die Ergebnisse der ersten Stufe der Studie vorgelegt. Daran anschließend soll die nächste Stufe bearbeitet werden, in der die Gutachter bis Sommer 2023 die Alternativen Straßenbahn und höherwertiges Bussystem vertieft prüfen sollen. Konkret geht es dabei um Realisierungsmöglichkeiten zu Streckennetz, technischen und baulichen Fragen, Fahrgastpotentialen und Kosten-Größenordnungen. Das Ergebnis der zweiten Stufe soll wiederum dem Stadtrat in Form einer Empfehlung vorgelegt werden.

In der nun vorliegenden ersten Stufe prüfte die Studie bereits intensiv die Frage, warum bestimmte Massenverkehrsmittel nicht empfohlen werden können. Die Gutachter kommen zum eindeutigen Ergebnis, dass das Fahrgastaufkommen für eine U-Bahn zu gering wäre. Auch bei weiterem Wachstum der Stadt wären hierfür keine Fördergelder zu erwarten und die Stadt müsste ein solches Projekt alleine finanzieren.

Gegen eine Seilbahn sprechen aus Sicht der Gutachter die großen Abstände zwischen den einzelnen Zu- und Abgängen, das Fehlen ausreichend langer Verkehrsachsen, die Schwierigkeit einer Netzbildung und die sehr schwierige Integration eines solchen Systems in die Altstadt. Im Ergebnis sollten diese beiden Verkehrsmittel daher nicht weiter betrachtet werden.

Eine deutliche bessere Einschätzung haben die Gutachter hingegen für die Straßenbahn und für ein höherwertiges Bussystem, die in der Studie als „Tramway“ und „Busway“ bezeichnet werden. Während in Deutschland seit den 1990ern zwar viele neue Tramstrecken gebaut wurden, aber noch kein völlig neues Netz entstand, erfolgten insbesondere in Frankreich mehrere Neubauten. Charakteristisch für das in Deutschland weitgehend unbekannte Busway-System ist vor allem der Einsatz Straßenbahn-ähnlicher Busse auf teils eigenen Trassen, eine durchgehend hochwertige Infrastruktur bei Haltestellen und Fahrgastinformation sowie ein dichter Takt.

Im Vergleich zur Straßenbahn hat ein solches Busway-System zudem günstigere Baukosten und ist flexibler einsetzbar auch außerhalb der eigenen Trassen.

Die Tramway weist ebenfalls spezifische Vorteile auf, sie fährt weitgehend auf eigenen Trassen, eine Integration in Fußgängerzonen und Grünbereiche ist aber sehr gut möglich. Flexible Fahrzeuglängen ermöglichen eine hohe Kapazität und Tramway-Trassen können durch Busse mitgenutzt werden.

Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand dankt den Sachverständigen für die professionelle Arbeit: „Wir haben nun Klarheit, was nicht weiter Gegenstand einer Betrachtung sein sollte und sind nun gefordert, im nächsten Schritt weitere Detaillierungen insbesondere zur Linienführung vorzunehmen, um für unsere Stadt die richtige Entscheidung treffen zu können.“

Auch aus Sicht von INVG-Geschäftsführer Dr. Robert Frank geht die Arbeit an der Massenverkehrsmittelstudie nun weiter: „Im nächsten Schritt wäre nun zu prüfen, wie Busway oder Tramway das bestehende ÖPNV-System ergänzen können. Wir müssen nun als nächstes auch Trassen, Netzstruktur, Kosten, Finanzierung und Zeithorizonte ausloten und zugleich aber den bestehenden ÖPNV weiter verbessern.“

Hier finden Sie den aktuellen OB-Podcast zu diesem Thema