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11.08.2022

Präventive Arbeit bleibt unerlässlich

Obdachlosenhilfe im Amt für Soziales

Das Amt für Soziales erbringt vielfältige soziale Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger. Im Bereich der Obdachlosenhilfe werden obdachlose Menschen untergebracht und betreut sowie von Wohnungslosigkeit bedrohte Bürgerinnen und Bürger beraten. Die Zahl der Obdachlosen in Ingolstadt konnte in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt werden.
Obdachlosigkeit kennt man vor allem aus den großen Metropolen wie Berlin oder Hamburg, wo es zum Stadtbild gehört, dass Menschen in Schlafsäcke gehüllt und nur mit dem allernotwendigsten Hab und Gut in Hauseingängen, Tiefgaragen oder Unterführungen schlafen. Auch in Ingolstadt gibt es Obdachlose. Sie werden im Ingolstädter Stadtbild aber nur wenig sichtbar. Und doch gibt es sie.

Kommunale Aufgabe und Angebote der Stadt Ingolstadt
In Deutschland sind alle Kommunen und Gemeinden gesetzlich verpflichtet, Notunterkünfte bereit zu halten, um obdachlosen Personen ein Dach über den Kopf zur Verfügung zu stellen, die sich selbst aus eigener Kraft nicht helfen können. Kein Mensch ohne eigenen mietvertraglich geregelten Wohnraum muss daher in Ingolstadt auf der Straße, unter der Brücke oder auf der Parkbank schlafen.
Die Stadt hält mehrere Unterkünfte zur Unterbringung von obdachlosen Menschen vor. Für Familien oder Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern gibt es sogenannte Notwohnungen. Hierbei handelt es sich um ganz normale Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen, die die Stadt angemietet hat. Aktuell sind 31 Erwachsene und 42 Kinder untergebracht.
Alleinstehende erwachsene Personen können in der Unterkunft Am Franziskanerwasser untergebracht werden. Die Anlage dort wurde extra zur Unterbringung obdachloser Personen gebaut und immer wieder erweitert. Es stehen mit dem Notwendigsten möblierte Apartments mit Kochgelegenheit und eigenem Bad zur Verfügung. Waschmaschinen und Trockner werden gemeinschaftlich genutzt. Momentan leben 45 Personen in dieser Unterkunftsanlage.

Gründe für den Wohnungsverlust
Wer an Obdachlose denkt, denkt oft an Drogenabhängige und Alkoholiker. In der Tat haben viele ein Suchtproblem und/oder eine psychische Erkrankung. Aber auch ein Schicksalsschlag oder eine schwere Krankheit können in die Obdachlosigkeit führen. Trennungen vom Partner oder aber der Verlust der Arbeit sind ebenfalls Faktoren, die Menschen in diese besonders schwierige Lebenssituation bringen können. Häufig sind die Betroffenen mit der kompletten Situation überfordert und haben keine geeigneten Problembewältigungsstrategien.
In den letzten Jahren mussten immer mehr Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in einer Notunterkunft untergebracht werden. Oft gibt es keine anderen geeigneten Einrichtungen oder aber die Krankheitseinsicht ist nicht vorhanden, um sie einer Behandlung zuzuführen. Besonders herausfordernd ist die den Bedürfnissen entsprechende adäquate Unterbringung von älteren zum Teil pflegebedürftigen Menschen. Auch bei dieser Personengruppe ist eine Zunahme der Fälle zu beobachten.

Rückläufige Zahlen durch soziale Betreuung und Schaffung zusätzlichen Wohnraums in Ingolstadt
In Ingolstadt ist die Zahl der obdachlosen Personen im Gegensatz zum bundesweiten Trend stark rückläufig. Nachdem 2015/2016 fast 400 obdachlose Personen erfasst und untergebracht wurden, sind die Zahlen nun seit einiger Zeit stabil auf niedrigem Niveau. 118 Menschen leben Anfang August 2022 in städtischen Notunterkünften. Der Rückgang ist vor allem zurückzuführen auf die rege Bautätigkeit im Stadtgebiet. Viele Mietwohnungen sind entstanden. Die Einführung des Vormerkbescheids im Jahre 2017, der soziale Kriterien bei der Einstufung der Dringlichkeit für die Vergabe von Sozialwohnungen berücksichtigt, hat vielen Wohnungslosen Hoffnung auf eigenen Wohnraum gegeben. Nicht zuletzt auch durch die gute Betreuung und Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Wohnungslosenhilfe konnten so die meisten Bewohner in eigenen Wohnraum vermittelt werden.
Drei Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen unterstützen die Bewohner bei der Bewältigung ihres Alltages, bei behördlichen Angelegenheiten oder bei der Suche nach eigenem Wohnraum. Sie besuchen die Betroffenen, vermitteln Kontakte, erklären und unterstützen bei der Durchsetzung von Leistungsansprüchen und motivieren. Wöchentliche Kochangebote sollen Tagesstruktur geben. Auch nach Auszug aus einer Obdachlosenunterkunft helfen und unterstützen die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in Form einer Nachsorge während der ersten Monate in der eigenen Wohnung sofern die Betroffenen dies wünschen.

Prävention
Um Obdachlosigkeit von Anfang an zu vermeiden, ist die präventive Arbeit unerlässlich. Oft können Mietverhältnisse erhalten und damit Obdachlosigkeit vermieden werden, wenn sich die Betroffenen bei z.B. Mietschulden frühzeitig Hilfe holen. Oft kann gemeinsam mit dem Vermieter eine Lösung gefunden werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe stehen hier zu den unten angegebenen Sprechzeiten oder nach Terminvereinbarung zur Verfügung. Alternativ kann man sich auch an die Schuldnerberatungen der Caritas oder Diakonie wenden, die ebenfalls beim Wohnungserhalt unterstützen. In vielen Fällen kann zum Beispiel durch ein Mietschuldendarlehen der Wohnungsverlust verhindert werden.

Hilfe und Ansprechpartner
Wer akut obdachlos ist oder davon bedroht ist, kann sich zu den Sprechzeiten auch ohne Terminvereinbarung bei der Obdachlosenhilfe im Amt für Soziales der Stadt Ingolstadt melden: Montag bis Freitag, 8 bis 9 Uhr sowie Montag, Dienstag und Donnerstag von 14 bis 15 Uhr und Freitag von 11 bis 12 Uhr, Auf der Schanz 39, 85049 Ingolstadt. Telefonisch ist die Wohnungslosenhilfe unter 0841/305-1651, -1653, -1654 oder -1659 zu erreichen. Außerhalb dieser Sprechzeiten können auch die Polizei oder die Straßenambulanz Bruder Martin Übernachtungsscheine für einen Schlafplatz in der Notunterkunft ausstellen.