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02.05.2023

Die Moor-Birke ergänzt die Allee der Bäume

Pflanzaktion zum Baum des Jahres 2023

Zum Tag des Baumes (25. April) pflanzten Bürgermeisterin Petra Kleine, Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand, Gartenamtsleiter Bernward Wilhelmi, Stadtrat Franz Wöhrl und der Vorsitzende des Bezirksausschusses Mitte, Martin Dick in Unsernherrn den „Baum des Jahres“: eine Moor-Birke.

Bei der Moor-Birke – botanisch Betula pubescens – handelt es sich um einen bis zu 20 Meter hohen und etwa halb so breiten Baum, der im Großteil Europas und Asiens bis nach Sibirien in den borealen Laubwäldern, höhergelegenen Ebenen der Alpen (hier als Großstrauch) und hauptsächlich auf Feuchtstandorten vorkommt. Entlang von Flüssen, in Auwäldern oder auf anmoorigen Waldböden mischt sich die Moor-Birke unter andere Baumarten, ist hier wegen ihres hohen Lichtbedürfnisses aber eher konkurrenzschwach. Lediglich in Mooren, wie schon ihr Name schließen lässt, stellt sie in Deutschland die dominierende Baumart dar.

Grund hierfür ist, dass sie mit den speziellen Standortbedingungen in Mooren besser zurechtkommt als andere Bäume: Die Moor-Birke kann selbst sandige, saure, nährstoffarme Böden mit dauerhafter Staunässe und hierdurch bedingter Sauerstoffarmut besiedeln, soweit ihre seitlich bis zu 25 Meter weit reichenden Wurzeln oberhalb des mittleren Grundwasserpegels wachsen können. Oft bewurzelt sie deshalb nur die obersten 40 Zentimeter des Bodens. Zudem ist sie dank der eher lichten Krone windfest und besitzt eine hohe Kältetoleranz, weshalb sie gerade in kälteren und höher gelegenen Regionen als Pionierbaum gilt. Allerdings erreicht sie meist nur ein geringes Alter von durchschnittlich 80 bis max. 120 Jahren.

Generelles Erkennungsmerkmal ist, wie bei vielen Birken-Arten, neben dem im Frühjahr frischgrünen und im Herbst leuchtend gelben Laub, vor allem die gräulich-weiße Rinde mit rissiger, quer abrollender Borke. Der weiß scheinende Schimmer bildet sich, weil sogenannte Betulin-Kristalle in den luftgefüllten Korkzellen der Rinde das einfallende Licht reflektieren. Aufgrund dessen entsteht so zum einen ein natürlicher Schutz vor Überhitzung des Baums bei Sonneneinstrahlung. Zum anderen hat Betulin eine antientzündliche Wirkung und somit einen vor Krankheiten schützenden Effekt. Zusätzlich wirken die Kristalle wasserabweisend, sodass die Moor-Birke auf den oft feuchten und schneereichen Standorten weniger unter Fäulnis leidet.

Früher diente Birkenrinde daher sogar als Deckmaterial für Dächer oder als Rohstoff für wasserdichte Schuhe. Heutzutage wird vorwiegend das hellgelbe, harte Holz in der Möbelindustrie verwendet. Als Sinnbild des Frühlings steht die Birke traditionell als Maibaum in vielen Ortschaften oder schmückt Kirchen zu verschiedenen christlichen Feiertagen.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden rund 90 Prozent der deutschen Moore entwässert, um das Land z.B. baulich oder landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Deshalb ist der Lebensraum der Moor-Birke mittlerweile stark bedroht und die Baumart bundesweit unter Schutz gestellt.

Mit der Benennung zum diesjährigen Baum des Jahres soll nochmals gezielt auf den Rückgang der Moore und damit auch der Moor-Birke aufmerksam gemacht werden. Denn Moore sind nicht nur als Ökosystem für die Natur von großer Bedeutung, in feuchtem Zustand binden sie das vor Ort aus absterbenden Pflanzenteilen entweichende Kohlenstoffdioxid (CO2) und verhindern entgegen trocken gelegter Moore, dass dieses Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Die Wiedervernässung dieser ursprünglichen Feuchtgebiete hat also besondere Bedeutung für den Klimaschutz.