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28.08.2021

Das DMMI auf hybriden Wegen

Neue spannende Formate dank Corona

Bei „hybrid“ denkt man in der Autostadt Ingolstadt eher an die Kombination von Antriebsarten als an die Arbeit im Museum. Aber auch viele Museen sind auf hybriden Pfaden unterwegs. Hier geht es jedoch nicht um die Verbindung von fossilen Treibstoffen und erneuerbaren Energiequellen, sondern um die Kombination von analogen und digitalen Methoden der Vermittlung. Auch das kann einem Museum zusätzlichen Schwung verleihen!

Das Deutsche Medizinhistorische Museum lotet in seinen Sonderausstellungen schon seit vielen Jahren aus, wie sich der Besuch vor Ort durch den Einsatz von digitalen Medien vertiefen lässt, sei es in Form von Audioguides oder mit lokalen Medienstationen. Von diesen Erfahrungen konnte das Museumsteam bei der Gestaltung der neuen Dauerausstellung in der Alten Anatomie profitieren. „Dabei galt die Devise: Die Augen gehören dem Objekt“, erinnert sich Museumsdirektorin Marion Ruisinger. „Wir haben uns deswegen bewusst gegen ein audiovisuelles Führungssystem entschieden.“ Mit dem Ticket wird stattdessen ein ganz traditioneller Audioguide ausgehändigt. Er bietet vertiefende Informationen für die Ohren, lässt die Augen dabei aber frei. Wo dies zum Verständnis der gezeigten Objekte und Zusammenhänge hilfreich erschien, wurden stattdessen stationäre Medienstationen mit Film und Bildmaterial in die Dauerausstellung integriert. Auch das ist eine Form der „hybriden Vermittlung“.

Bei der aktuellen Sonderausstellung „Vergänglichkeit“ wurde erstmals eine weitere Variante ausprobiert: Die beiden Kuratoren Marion Ruisinger und Georg Laue haben gemeinsam eine Führung durch die Ausstellung als Video aufnehmen lassen und in den YouTube-Kanal des Museums eingestellt. Am Eingang zur Ausstellung erwartet die Besucher/-innen eine Hinweistafel mit dem QR-Code, der direkt zu dem Video führt. So kann man das eigene Smartphone nutzen und sich ganz bequem die Ausstellung von den Experten erklären lassen. Ein weiterer Vorteil: Das Video kann auch dann noch angesehen werden, wenn die Ausstellung bereits wieder vorbei ist. „Es gibt zwar einen Katalog zur Ausstellung“, so Ruisinger, „aber dieser vermittelt keinen Eindruck von der wunderbaren Stimmung im Raum. Durch das Video kann nun auch der Raumeindruck verewigt werden.“

Auch mit den altbewährten Mittagsvisiten, in denen seit über zehn Jahren an jedem Dienstag um 12.30 Uhr eine halbe Stunde lang ein Objekt aus der Museumssammlung vorgestellt wird, ist das Museumsteam neue Wege gegangen: Im April, als das Museum wegen Corona noch geschlossen war, wurden die Mittagsvisiten erstmals als reine Zoom-Veranstaltung angeboten. Später konnte die Veranstaltung auch wieder vor Ort stattfinden, aber nur mit maximal sechs Personen bzw. Paaren. „Wir haben versucht, die Beschränkung der Teilnehmerzahl durch eine Wiederholung des Termins am selben Tag etwas aufzufangen“, erklärt Ruisinger. „Die Zoom-Gäste, die sich aus ganz Deutschland dazu geschaltet hatten, haben wir damit natürlich nicht mehr erreicht.“ Seit August werden die Mittagsvisiten nun in hybrider Form angeboten. „Wer gerade keine Zeit hat, ins Museum zu kommen, keinen Platz ergattern konnte oder anderswo in Deutschland zuhause ist, kann sich nun ganz bequem via Zoom dazu schalten“, so Ruisinger. Eine Spende der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt habe es dem DMMI ermöglicht, die nötige technische Ausstattung anzuschaffen, so dass eine sehr gute Bild- und Tonqualität angeboten werden kann. „Und das Schönste“, freut sich Ruisinger: „Via Zoom können wir nun auch ganz elegant externe Expertinnen und Experten aus anderen Museen und Instituten dazu schalten, wenn sich das anbietet.“

Auch im Bereich der Museumspädagogik lotet das Museumsteam die Möglichkeiten der hybriden Vermittlung aus. Während des Lockdowns waren Veranstaltungen vor Ort gar nicht möglich, und bis heute erschwert das Abstandsgebot die analoge Vermittlung an Kinder und Jugendliche ganz erheblich. Museumspädagogin Natalie Schlirf hat deshalb eine weitere Variante des „hybriden Museums“ ausprobiert: An der „Entdeckungsreise durch die Apotheke“ nahmen die Kinder via Zoom von zuhause aus teil - und dennoch wurden dabei alle Sinne angesprochen, denn vor ihnen lag ein Überraschungspaket mit duftendem Inhalt, das ihnen vorher vom Museum zugeschickt worden war. So konnte bei dieser Zoom-Veranstaltung auch nach Herzenslust ausgepackt, entdeckt, geschnuppert, gebastelt (und schließlich sogar getrunken) werden. Ein schönes Beispiel dafür, dass hybride Wege nicht nur den Museumsbesuch erweitern, sondern das Museum auch nach Hause bringen können.