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29.07.2022

Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung

OB Scharpf fordert schnell greifendes Maßnahmenpaket der Staatsregierung

Anders als viele bayerische Großstädte konnte Ingolstadt lange den Anspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz erfüllen. Derzeit gelingt dies aber nicht mehr, aufgrund eines eklatanten Fachkräftemangels in den Kinderbetreuungsberufen. Insgesamt sind alleine in städtischen Einrichtungen derzeit 27 Planstellen für Fachkräfte, sowie 17 Ergänzungskräfte unbesetzt. Dies hat zur Folge, dass im kommenden Kindergartenjahr voraussichtlich ca. 180 bis 200 Betreuungsplätze nicht vergeben werden können.

Oberbürgermeister Christian Scharpf: „Es scheitert nicht am Bau neuer Kitas, die haben wir, aber es fehlt am Personal, um sie eröffnen zu können. Bisher ist es noch jedes Jahr mit großer Kraftanstrengung gelungen neue Kräfte anzustellen, jetzt aber ist der Personalmarkt leer. Wir haben alle Maßnahmen ausgeschöpft, die wir selbst in der Hand haben. Erst vor wenigen Wochen haben wir eine Arbeitsmarktzulage eingeführt, um einen finanziellen Anreiz für neue Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zu bieten und um bestehende Kräfte zu halten. Alle Maßnahmen, die wir als Stadt selbst ergreifen können, werden jedoch nicht ausreichen, um den steigenden Bedarf an pädagogischem Personal künftig zu decken.

Der Freistaat Bayern muss endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, an die die Stadt bei der Einstellung von Fach- und Ergänzungskräften gebunden ist. Kurzfristig würde eine Ausweitung des Fachkräftebegriffs helfen. Bislang dürfen beispielsweise keine studierten Pädagogen, wie etwa Absolventen mit Bachelor oder vergleichbaren Abschlüssen als Fachkräfte in der Kinderbetreuung eingesetzt werden, da ihnen hierfür die staatliche Anerkennung fehlt. Darüber hinaus muss Hilfs- und Assistenzpersonal im Anstellungsschlüssel des BayKiBiG angerechnet werden, denn Assistenzkräfte entlasten das pädagogische Personal nachweislich, was sich aber auch im Anstellungsschlüssel niederschlagen muss.

Eine weitere hilfreiche Maßnahme, die nur der Freistaat Bayern ändern kann, wäre eine frühere Anerkennungsmöglichkeit von Kinderpflegerinnen, die sich in staatlich anerkannter Weiterbildung zur Fachkraft befinden. Diese Maßnahmen müssen jetzt dringend und schnell getroffen werden!“

Auch setzt sich die Stadt für eine kostenfreie Ausbildung an den Fachschulen für Kinderpflege ein. OB Scharpf: „Wenn eine Auszubildende zur Kinderpflegerin monatlich rund 170 Euro für ihre Ausbildung selbst bezahlen muss, ist das ein untragbarer Zustand und muss durch eine Erhöhung des Pflegebonus schnellstmöglich beseitigt werden. Der Pflegebonus wird vom Freistaat für verschiedene Pflegeberufe in unterschiedlicher Höhe an die Schulträger bezahlt. Ausgerechnet für die Ausbildung der Kinderpflegerinnen ist der Pflegebonus so gering, dass die Berufsfachschulen ins Defizit rutschen wenn sie kein Schulgeld erheben. Das muss geändert werden, denn so lange die angehenden Kinderpflegerinnen für ihre Ausbildung zahlen müssen bleibt dieser Beruf zu unattraktiv.“

Die Situation ist für viele Eltern dramatisch. „Ich stehe als Oberbürgermeister voll und ganz hinter den Ingolstädter Familien, die händeringend eine Betreuung ihrer Kinder benötigen. Die Stadt hat alles in ihrer Macht Stehende getan. Jetzt muss der Freistaat Bayern uns auch die Möglichkeiten einräumen, mehr Personal in unseren Kitas einzustellen, um den Bedarf durch weiter steigende Geburtenzahlen zu decken“, so der Oberbürgermeister.

Oberbürgermeister Dr. Scharpf wünscht sich aber auch mehr Unterstützung durch den Stadtrat: „Die Einführung der Arbeitsmarktzulage im Juni haben wir zwar mehrheitlich, aber nicht einstimmig beschlossen. CSU, FW, JU und FDP haben sich fast vollständig verweigert. Ich würde mich freuen, wenn wir im Stadtrat künftig eine vorbehaltslose Unterstützung für die nötigen Schritte bekämen, denn Kinderbetreuung darf nicht am Geld scheitern.“