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24.07.2022

Nicht schön aber gesund

Wie steht es um den Künettegraben?

Der Künettegraben, eigentlich ein besonders idyllischer Abschnitt des Glacis, ist momentan von einer grünen Algenschicht bedeckt. Optisch ist der Anblick gewöhnungsbedürftig, doch die Wasserqualität leidet darunter nicht, auch Flora und Fauna am Künettegraben entwickeln sich gesund. Das haben Untersuchungen des städtischen Umweltamts und des staatlichen Wasserwirtschaftsamts ergeben. Doch wie kommt es zu dieser grünen Algenschicht?

Seit 1972 fließt die Schutter nicht mehr durch die Ingolstädter Altstadt, sondern wird durch den Künettegraben in die Donau geleitet. Sie hat eine hohe Schwebstofffracht, da sie bereits auf ihrem Weg nach Ingolstadt feine Bodenteile und Nährstoffe, z.B. aus der Landwirtschaft aufnimmt und diese mit sich transportiert.

Da der Künettegraben deutlich breiter als das Flussbett der Schutter ist und deshalb dort die Fließgeschwindigkeit deutlich abnimmt, setzen sich die Feinteile am Grund ab. Dazu kommen abgefallene Blätter und Wasserpflanzen und so wächst die Schlammschicht immer weiter.

Ist ein Ausbaggern des Künettegrabens sinnvoll?

Verschiedentlich wird gefordert, den Graben auszubaggern und den Schlamm zu beseitigen. Dies bringt aber keine dauerhafte Besserung, da die Schutter weiterhin Sediment in den Graben trägt und so das Schlammbett innerhalb weniger Jahre wieder vorhanden wäre.

Schätzungen gehen von 17.000 bis 26.000 Kubikmetern Schlamm aus, die aus dem Künettegraben entfernt werden müssten. Die Kosten für das Ausbaggern des Grabens, das Trocknen des Schlamms vor Ort (ein Transport des feuchten Materials ist nicht zulässig) und das Entsorgen des teilweise mit Schadstoffen belasteten Schlamms lassen sich nicht abschließend schätzen. Jedenfalls muss mit einem Aufwand von mehreren Millionen Euro gerechnet werden.

Welche alternative Lösung gibt es?

Eine nachhaltige Lösung wäre, die Schutter künftig nicht mehr in den Künettegraben zu leiten.

Hierzu hat der Stadtrat im Februar 2022 ein Gutachten beauftragt, das u.a. prüfen soll, inwieweit die Schutter oberirdisch und dort wo es oberirdisch nicht möglich ist, unterirdisch und im Rohr durch die Altstadt in die Donau geleitet werden kann. Dabei soll auch geprüft werden, an welchen Stellen sie in der Altstadt zu Tage treten könnte. Dieses Gutachten soll im Herbst 2022 vorliegen.

Eine weitere nachhaltige Alternative wäre, den Verlauf der Schutter innerhalb des Künettegrabens zu verändern. Dazu müsst der Künettegraben gezielt aufgefüllt und ein Bachlauf für die Schutter neu gestaltet werden. Auf diese Weise würden der Querschnitt der Schutter erheblich vermindert und damit ihre Fließgeschwindigkeit erhöht. Die Schwebstofffracht würde direkt weitertransportiert und könnte sich nicht absetzen. Allerdings würde sich dadurch auch der Charakter des Künettegrabens verändern. Ob dies mit den Vorgaben des Denkmalschutzes zu vereinbaren sei, steht noch nicht fest. Der Fokus liegt daher zunächst auf der Umleitung der Schutter. 

Wie geht es dem Künettegraben heute?

Jüngste Untersuchungen des städtischen Umweltamtes und des staatlichen Wasserwirtschaftsamtes haben ergeben, dass die ökologische Funktionsfähigkeit des Künettegrabens erfüllt ist, Flora und Fauna sich gesund entwickeln. Auch die Wasserqualität entspricht den Vorgaben. Ein zeitweise wahrnehmbarer Geruch des Gewässers sei im Sommer typisch für nahezu stehende Gewässer. Das Algenwachstum entstehe, so das Wasserwirtschaftsamt, durch Nährstoffe, die die Schutter mit sich führt. Da sich das Wasser im Künettegraben erwärme, werde das Algenwachstum begünstigt.

Gibt es eine kurzfristige Lösung?

Nein, die gibt es nicht. Zunächst muss das Gutachten im Herbst 2022 abgewartet werden, um weitere Schritte zu beraten.