Wachsamkeit und Zivilcourage
Die Erinnerung an die Sinti und Roma, die Opfer des NS-Regimes wurden, wird in Ingolstadt wachgehalten. Ein wichtiger Termin ist dabei der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August. Zur diesjährigen Veranstaltung in Ingolstadt hatte der Verein Kultur- und Arbeitskreis Sinti und Roma in den Luitpoldpark eingeladen. Treffpunkt war an der Gedenkstele für Marie Herzenberger-Roché. Auch deren Enkeltöchter Edith und Ramona Roche, die in Ingolstadt leben, waren gekommen und gedachten an diesem Tag ihrer 1944 im KZ ermordeten Großmutter.
Am 2. August vor 80 Jahren ermordete die SS im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau die letzten 4.300 überlebenden Sinti und Roma in den Gaskammern. Darunter waren vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen. Das Europäische Parlament hat im Jahr 2015 den 2. August offiziell zum „Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma“ erklärt.
Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf griff in seiner Rede die kürzlich vom Stadtrat beschlossene Teilumbenennung der Parkstraße in Hugo-Höllenreiner-Straße auf. Der Abschnitt, der zum Mahnmal hinführt, erinnert künftig an den durch das NS-Regime nach Auschwitz-Birkenau deportierten Hugo Höllenreiner, der das KZ überlebte und als Zeitzeuge viele Gespräche führte. Bis zu seinem Tode im Jahr 2015 lebte er in Ingolstadt. „Wir wollen die Erinnerung an ihn und an alle Sinti und Roma, die Opfer des NS-Regimes wurden, wachhalten. Das ist das Mindeste, was wir diesen Opfern schulden“, betonte der Oberbürgermeister. Er erinnerte daran, dass rund 500.000 Sinti und Roma dem NS-Völkermord zum Opfer gefallen seien, der Völkermord aber erst 1982 vom damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt anerkannt worden sei.
Zum Abschluss seiner Rede rief Oberbürgermeister Scharpf zu einem friedlichen und toleranten Miteinander auf und zur Anerkennung der Sinti und Roma als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft: „Den Kampf gegen Rassismus, Hass und Hetze können wir nur gewinnen, wenn wir alle gemeinsam dagegen vorgehen. Dazu braucht es gesellschaftliche Wachsamkeit und die Zivilcourage, dies nicht einfach hinzunehmen.“