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15.07.2024

Schicksal der Zeugen Jehovas im Fokus

Vortrag und Berichte über Verfolgung während des NS-Regimen

Einen regen Zuspruch erfuhr die Vorstellung der Protestschriften der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Am 7. Juli konnte Kulturreferent Marc Grandmontagne zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Barocksaal des Stadtmuseums begrüßen. Sie alle waren gekommen, um den Vortrag von Christoph Wilker zu hören. Wilker hat zusammen mit dem NS-Dokumentationszentrum München die Ausstellung „Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas 1933 bis 1945“ entwickelt. Im Anschluss an den Vortrag berichteten Angehörige von verfolgten Zeugen Jehovas mit Bezug zu Ingolstadt über einzelne Schicksale.

Die Zeugen Jehovas wurden in Bayern bereits 1933 auf der Grundlage eines regionalen Erlasses als Religionsgemeinschaft verboten. Das endgültige, für das gesamte deutsche Reichsgebiet geltende Verbot folgte 1935. Mit Martin Karg (1892-1940), Georg Stippel (1902-1940) und Max Eckert (1896-1940) kamen drei Zeugen Jehovas die entweder im Raum Ingolstadt lebten oder geboren waren zwischen Februar und April 1940 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben. Die nationalsozialistische Verfolgung überlebte der 1899 in Ingolstadt geborene Zeuge Jehovas Ludwig Stauffer. Nachdem sich der Schreiner 1937 gemeinsam mit seiner Frau an der Verbreitung der Protestschrift „Offener Brief“ beteiligt hatte, verurteilte das Münchner Sondergericht das Paar zu mehrmonatigen Haftstrafen. In der öffentlichen Erinnerungskultur wurden die Zeugen Jehovas erst spät als Verfolgte des NS-Regimes anerkannt. Einige erlebten in der DDR eine sogenannte „zweite Verfolgung“, die häufig auch eine erneute Inhaftierung mit sich brachte. Die Aufmerksamkeit und Würdigung, die der gewaltfreie, an christlichen Prinzipien orientierter Widerstand der Zeugen Jehovas gegen das NS-Regime erst in der letzten Zeit erfahren hat, ist längst überfällig.

Seit dem vergangenen 7. Juli wird bis zum 20. Oktober die Ausstellung „Protestschriften der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus“ im Foyer des Zentrums Stadtgeschichte gezeigt. Sie ist ein Themenschwerpunkt der 2018/19 durch das NS-Dokumentationszentrum München und den Kurator Christoph Wilker erstellten Ausstellung „Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas 1933 – 1945“. Das Ingolstädter Projektteam  „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“  hat sie um zwei Tafeln ergänzt. Auf ihnen werden die Situation der Zeugen Jehovas in Ingolstadt während der NS-Zeit sowie einzelne Biografien von verfolgten Zeugen Jehovas mit Bezug zu Ingolstadt vorgestellt.